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Das Wort ‚Trauma‘ ist in aller Munde. Leben wir in einer traumatisierten Welt oder wird dieser Begriff einfach viel zu pauschal verwendet für alle frustrierenden oder unangenehmen Erlebnisse? Dieses Thema haben wir in letzter Zeit mit vielen FreundInnen und diversen Partnerorganisationen aus dem Gesundheitssektor kontrovers diskutiert. Um das Wesentliche vorwegzunehmen: Ja! Trauma ist omnipräsent. Nein! Individuelle Therapie genügt nicht.

 

Anlass für meine gegenwärtigen Gedanken war ein Gespräch mit einer vierzig-jährigen Klientin, die eine Trennung von ihrem  Partner verkraften musste, der durch eine heftige, persönliche Krise geschüttelt wurde. Durch die Jahre hat sich bei ihm eine Kindheitserinnerung verdichtet, die Panikattacken und Angstzustände auslöste und so das Familienleben an die Belastungsgrenzen brachte. Er erinnerte sich an mehrere Szenen aus der Kindheit, bei denen er Zeuge war, wie seine Mutter durch seinen Vater brutal vergewaltigt wurde. Seine sog. traumatischen Belastungsstörungen zeigten sich durch ein sehr misstrauisches, besitzergreifendes Verhalten, unkontrollierte Gewaltausbrüche seiner Partnerin gegenüber. Er kontrollierte alle ihre sozialen Beziehungen, machte ihr haltlose Vorwürfe und beklagte sich über depressive Verstimmungen. Er suchte temporär Hilfe in einer psychiatrischen Klinik und lebt jetzt getrennt von Partnerin und Kind . Es finden Gespräche zwischen der Partnerin und der behandelnden Familientherapeutin statt, die sich aber als hoffnungslos überfordert zeigt, weil sie keine Trauma-spezifischen Therapieansätze zu beherrschen scheint.

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