In unserem neuen Kurszentrum in den Abruzzen haben wir uns einen lang gehegten Wunsch erfüllt: einen Permakultur-Gemüsegarten, der ökologische, soziale und ökonomische Anliegen vereint.

Dieses Vorhaben wurde vom 20. – 23. Juni 2013 in Loreto Aprutino unter Mithilfe von 6 weiteren KursteilnehmerInnen auf unserem 3 ha grossen Grundstück inmitten eines Olivenhains verwirklicht. Anfangs Juni stellte uns ein lokaler Architekt Paolo Cotugno aus Pescara die Idee vor und begeisterte uns von Beginn weg.Orto Sinergico
Das Prinzip war ganz einfach, wir schreiben einen Permakulturkurs aus, der von Paolo angeleitet wird. Die Finanzierung der Kursleitung erfolgt durch die entsprechenden Teilnahmegebühren. Für das leibliche Wohl der Teilnehmenden inkl. Schlussfest, die Materialien und Pflanzen sorgten wir als Garteneigentümerinnen. Flugs wurden alle notwendigen Materialien wie Kartonpappe für das Auslegen der Wege, Strauballen für das Abdecken der Erdhaufen, Sägemehl für das Abdecken der Kartons, Steine, Tonbricks und Holz für den Bau eines Insektenhotels, Holzpaletten für den neuen Komposthaufen aus der Umgebung zusammengetragen. Der Schreiner, der Bauer aus der Nachbarschaft und das Lebensmittelgeschäft vom Ort haben spontan alles Notwendige gratis zur Verfügung gestellt, um unsere Idee zu unterstützen.

DSCN0745Paulo hat uns erklärt, dass diese Art des Gemüseanbaus in der Region noch gänzlich unbekannt sei. Praktisch alle setzten ihre Tomaten, Peperoni, Auberginen, Bohnen und Kartoffeln in eine Reihe und pflügten die Erde mindestens einmal pro Jahr um, was grosse Nachteile habe. Einerseits sind kahle Böden immer der Erosion ausgesetzt und die für die Regeneration der Erde wertvollen Mikroorganismen werden dadurch jedesmal fast komplett vernichtet. Die Schädlinge werden durch die neben einander stehenden gleichen Pflanzen zusätzlich gefördert, da sie genügend Nahrung finden. Zudem gäbe es Pflanzen die mehr Nährstoffe zehren, andere die solche bilden, dann wieder solche die durch ihren Duft Schädlinge abhalten, dann wieder solche, die den Boden entgiften usw. Diese Eigenschaften gilt es bei dieser nicht neuen Anbaumethode zu nutzen. Unter dem Begriff „Permakultur“ finden sich dazu viele spannende Filme und Artikel im Internet.DSCN0756

Innerhalb zweier Wochen trafen genügend Kurs-Anmeldungen bei uns ein, so dass wir uns entschlossen, den Kurs durchzuführen. Wir waren ein bunter Haufen interessierter und engagierter Leute, die sich praktisch erst am Kurs kennenlernten. Ein junger Rapper aus Rom versorgte uns mit Musik und half kräftig mit. Eine Ärztin aus Ferrara erzählte uns von den Transition-Town-Projekten auf öffentlichem Grund in ihrer Stadt. Ein Aktivist, der sich dem Guerilla Gardening verschrieben hat – heimliche Aussaat von Pflanzen auf fremdem Grund -, ein Agronom, der uns Samen von seltenen Gemüsesorten aus der Region als Geschenk mitbrachte, eine Gemüseanbauerin aus dem Ort, ein älterer Immobilienhändler, der die Vision einer nachhaltigen Provinz Abruzzen nachträumt, die den jungen Menschen zukunftsweisende Arbeitsplätze ermöglicht, und wir beide – Suna Yamaner und Regula Langemann packten alle nach ihren Möglichkeiten kräftig zu. So entstanden eine 10 mal 10 Meter grosser spiralförmiger Erdhügel, ein Insektenhotel und ein Komposthaufen als Gemeinschaftswerk. Das Design und die Auswahl der Materialien wurden durch die Gruppe am ersten Tag bestimmt. Paolo führte uns in das Thema ein mit einigen Youtube-Filmen und Fachliteratur von Japan über Australien bis nach Italien.Am Schluss des Seminars nach vier anstrengenden aber sehr inspirierenden Tagen waren wir alle stolz auf das Geleistete und auf die Schönheit unseres neuen Gartens, den wir spontan ‚Orto Incantato‘ nannten. Unsere Gemüseanbauerin brachte es auf den Punkt für uns alle: ‚Es macht einfach mehr Spass, wenn wir es gemeinsam angehen!? DSCN0731-1

Am dritten gemeinsamen Abend veranstalteten wir ein Fest, zu dem auch Freunde und Nachbarn eingeladen wurden. Es fand sich auch eine Journalistin ein, die für die Zeitung Il Centro Pescara Artikel über Slow Food und gesunde Ernährung schreibt. Wir steckten sie mit unserer Begeisterung an und durften am Montag der folgenden Woche bereits einen gut platzierten Artikel über uns Projekt lesen. Dieser motivierte offenbar viele Leute, unseren Garten aus der Nähe zu betrachten und – so hoffen wir – selbst einen anzulegen!DSCN0716

Und während die Zweibeiner ihr Tageswerk in brütiger Hitze verrichteten, genossen unser türkische Hirtehund Karabash und sein neuer Freund Napo im Schatten des Mandelbaums die Siesta.2013-06-12 08.48.55

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